Die Post- und Paketboten von früher waren bekannt als die Chronisten der Städte, die mit Briefen und Paketen auch Geschichten überbrachten. Heute wird durch den auf den Fahrern lastenden Zeitdruck häufig noch nicht einmal mehr an den Haustüren geklingelt, das Paket wird schnell im Erdgeschoss des Nachbarn zugestellt oder ein Abholzettel im Briefkasten hinterlassen – Zeit für ein kleines Schwätzchen wie in früheren Tagen ist heutzutage unvorstellbar.
Unter solchen Umständen kann es schon einmal vorkommen, dass der Empfänger ein wenig nachhelfen muss…
Immer mehr Waren werden heute im Internet bestellt- entsprechend boomt das Paketgeschäft und bringt die Lieferdienste an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit. Zwischen 160 und 250 Pakete muss ein DHL-Zusteller mittlerweile täglich bis an die Haustür liefern. Statistiken zeigen, dass die Anzahl der Sendungsmenge im Jahr 2000 von rund 1.6 Mio auf 3.5 Mio im Jahr 2018 angestiegen sind. Für 2023 wird sogar ein Anstieg auf 4.4 Mio erwartet. Und als wäre das noch nicht genug, erlebt die Branche einen starken Arbeitskräftemangel, was den Druck nicht weniger werden lässt.
Als Folge stehen vor allem die fünf dominierenden Unternehmen Hermes, GLS, UPS, dpd und DHL im harten Konkurrenzkampf. Denn große Onlinehändler wie Amazon oder Zalando geben die Preise vor, die sie für ein ausgeliefertes Paket zu zahlen bereit sind. Und das sind oft gerade mal 1,60 Euro.
Insbesondere die Großstädte stehen vor massiven Problemen- es ist eindeutig, dass eine Lösung gefunden werden muss um den Paketmassen gerecht zu werden. Vor allem die Zustellung der „letzten Meile“ birgt hohe Kosten, circa 70 % der Kosten einer Paketzustellung fällt dort an. Versanddienstleister wie GLS oder dpd berechnen schon jetzt Zuschläge für die Haustürlieferung und Paketshopbetreiber ringen mit jedem Quadratzentimeter Platz. Zudem ist es nicht hilfreich, dass Paketdienste immer mehr Touren fahren müssen und die Straßen durch die Stopps zwangsläufig blockiert werden.
Die Paketdienstleister sind auf der Suche nach Verbesserungen dieser „letzten Meile“ und müssen hierbei zusätzlich die aktuellen Klimavorgaben im Hinterkopf behalten und verstärkt auf E-Mobilität setzen. Hermes- Sprecherin Marei Martens spricht dabei von „massiven Herausforderungen“ für die Paketbranche.
UPS hat sich deshalb im Jahr 2012 nach Alternativen für die Paketzustellung in Hamburg umgesehen. Als Lösung präsentierten sie große Container, welche in den Seitenstraßen randvoll mit Paketen für umliegende Geschäfte geparkt werden und als Mikro-Depots fungieren. Die Zustellung erfolgt mit elektronisch angetriebenen Lastenfahrrädern.
Eine andere smarte Lösung präsentiert Nello One, einen digitalen Türöffner für Mehrparteienhäuser und Büros. Mit nur wenigen Klicks im Internet kann der Empfänger dem Paketboten die Erlaubnis erteilen das Paket auf der Fußmatte vor der Wohnungstür abzustellen, sollte man selber abwesend sein.
Anlehnend an diese Problem, entwickelte „PakSafe“ eine metallverstärkte Tasche. Diese kann an der Haustür befestigt werden und ist groß genug um darin Pakete zu verstauen. Er versteht sich sozusagen als „mobiler Briefkasten“ für Pakete.
Den Ideen sind keine Grenzen gesetzt- in Schweden gibt es den neuen Volvo mit dem sogenannten „In-Car Delivery“ Service.Volvo-Fahrern bietet sich die Möglichkeit Waren einiger Online Shops zu bestellen und die Bestellung direkt in den Kofferraum ihres Autos geliefert zu bekommen.
Und auch Berlin ist auf der Suche nach Innovationen in diesem Bereich. Parcel Shuttle ist ein Unternehmen, was sich dieser Problematik angenommen hat und ab September mit kleinen handlichen Caddys und Transporten, teils elektrisch betrieben, Pakete im innerstädtischen Bereich Berlins zustellt. Beliefert werden diese bereits morgens mit den entsprechenden Paketen. Außerdem bietet das Start Up flexible Arbeitszeiten und eine faire Bezahlung, was laut den aktuellen Umständen in der Paketbranche keine Selbstverständlichkeit darstellt. Ziel ist dabei auch das Erreichen eines größeren Kreises an möglichen Arbeitnehmern, um dem Arbeitskräftemangel ein stückweit entgegenzuwirken.
Der Wandel, welcher mit der Digitalisierung einhergeht macht keinen Halt, auch nicht vor der Paketbranche. Wir leben in einer schnelllebigen Zeit, in der Anpassungen immer zügiger geschehen müssen. Es wird interessant sein zu sehen, was die Zukunft für Lösungen bereit hält um dem wachsenden Boom der Paketbranche gerecht zu werden.
